Wichtiger Schritt gegen Fachkräftemangel
Mitgliederversammlung des AWO Kreisverbandes Bremerhaven e.V.
Große Hoffnungen zur Überwindung des Fachkräftemangels setzt der AWO Kreisverband Bremerhaven e.V. in den neuen Studiengang Soziale Arbeit an der Hochschule Bremerhaven. Wissenschaftssenatorin Dr. Claudia Schilling betonte während der Mitgliederversammlung des größten Wohlfahrtsverbandes in der Seestadt: „Der Studiengang ist ein wichtiger Schritt, um den lokalen Fachkräftebedarf in den sozialen Berufen zu decken.“
Von Beginn an habe sich die Arbeiterwohlfahrt in die Entwicklung des Studiengangs eingebracht, erklärte Kreisverbandsvorsitzender Dr. Uwe Lissau: „Wir werden eng mit der Hochschule kooperieren. So können wir akademisches Wissen und praktische Erfahrung miteinander verzahnen.“ Senatorin Schilling stellte die jahrelange Tradition der Hochschule in innovativen Lehrangeboten heraus. Diese Erfahrung sei in das Konzept des Studiengangs eingeflossen – das gelte besonders für die intensive Einbindung der beruflichen Praxis in die Lernprozesse: „Mit einer Praxisintegration in jedem Studiensemester geht der Studiengang weit über das hinaus, was an anderen Hochschulen und in anderen Studiengängen durch ein einzelnes Praxissemester vorgesehen ist.“
„Im Grunde ist das ja schon fast ein duales Studium“, erläuterte Prof. Dr. Wolfgang Lukas, der den Studiengang entwickelt und mit dem hohen Praxisanteil ein Alleinstellungsmerkmal gesetzt hat, den AWO-Mitgliedern. 60 Studierende haben nach seinen Angaben zum Wintersemester 2022/23 begonnen; es habe 480 Bewerbungen auf die 50 Studienplätze gegeben. Professorin Dr. Antje Handelmann ergänzte, dass neben den akademischen Lerninhalten in allen Semestern Hospitationen und Projekte bei den Praxispartnern, unter anderem der AWO, integriert sind. Und dank einer Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Transaktionsanalyse könnten die Studierenden auch an kommunikativen Kompetenzen und Persönlichkeitsentwicklung arbeiten.
In seinem Jahresbericht betonte Dr. Uwe Lissau, dass die AWO von Beginn an deutlich Position bezogen habe gegen Russlands Krieg gegen die Ukraine: „Wir standen und stehen solidarisch zur Ukraine und arbeiten ganz konkret hier bei uns daran, die Kriegsfolgen zu mindern. So haben wir 30 Willkommensklassen eingerichtet, um den Kindern von ukrainischen Geflüchteten die Ankunft und das Einleben in Bremerhaven zu erleichtern.“
Konsequent und sehr erfolgreich habe die AWO den Weg der finanziellen Konsolidierung fortgesetzt: „Im Geschäftsjahr 2021 haben wir im Konzern AWO Arbeiterwohlfahrt gem GmbH weitere Verbindlichkeiten abgebaut und Eigenkapital und Liquidität gegenüber 2020 noch einmal deutlich erhöht.“
Sehr viel positive Resonanz habe die AWO Bremerhaven erzielt mit einem klaren Bekenntnis gegen Fremdenfeindlichkeit: „Unsere Holzbänke auf denen ‚Kein Platz für Rassismus‘ ist, stehen seit dem Frühjahr an vielen Stellen im Stadtgebiet – unter anderem in der Alten Bürger, im Neuen Hafen, an der Tourist-Info und im Fischereihafen und ziehen immer wieder Blicke von Einheimischen und Touristen an.“ Mit einer sehr gelungenen Veranstaltung sei im Juni der AWO-Gründerin ein Denkmal in Bremerhaven gesetzt worden: „Nach zweimaliger pandemiebedingter Verschiebung konnten wir den Marie-Juchacz-Platz vor dem Deutschen Auswandererhaus in festlichem Rahmen einweihen und die vom AWO Kreisverband gestiftete Gedenktafel enthüllen“, berichtete Lissau.
Der Vorsitzende zitierte Bundespräsident Steinmeier, der vor wenigen Wochen in einer viel beachteten Rede „härtere und raue Jahre“ prognostiziert hatte. Steinmeiers Appell, „alles zu stärken, was uns verbindet“, greife die AWO gerne auf: „Für gesellschaftlichen Zusammenhalt, für gegenseitige ehrenamtliche Unterstützung und den Schutz der Demokratie wird die AWO auf allen Ebenen eine wichtige und führende Rolle spielen – für Freiheit, Gleichheit, Toleranz, Solidarität und Gerechtigkeit“, betonte Lissau.
AWO-Geschäftsführer Eckart Kroon berichtete von Entwicklungen und Perspektiven der AWO Unternehmensgruppe. So werde seit September für die Beschäftigten in den Pflegeberufen der Tarif „Pflege in Bremen“ (TvPflib) angewandt. Mit der Mädchenwohngruppe MIS(S) und der Beratungsstelle für Sexarbeiter*innen „Marie“ seien in diesem Jahr zwei neue Einrichtungen eröffnet worden. Außerdem habe die AWO einen zukunftsweisenden Strategieprozess gestartet, gehe neue, moderne Wege im Personalrecruiting und weite Angebote in der Mitarbeiterorientierung aus.
Auf ein erfolgreiches Jahr blickt auch das Kreisjugendwerk der AWO Bremerhaven zurück. „Es kommt immer wieder zu Begegnungen und Freundschaften über kulturelle, soziale und sprachliche Grenzen hinweg“, sagte Koordinatorin Alexandra Lüdtke. Sie zeigte gemeinsam mit vier Jugendlichen Bilder von Tanzprojekten, Freizeiten, politischen Veranstaltungen, Ausflügen und Gruppennachmittagen.
Für 40-jährige Mitgliedschaft überreichte Vorsitzender Dr. Uwe Lissau Ehrennadel und Urkunde an Lilo Rehberg. Louise Koring, Angelika Schiwek und Gisela Krüger konnten die Ehrung nicht persönlich in Empfang nehmen. Beifall für 25 Jahre im AWO Kreisverband gebührten gehören Silke Rupietta und Ute Bomke sowie in Abwesenheit Rita Schmidt und Irmgard Bohnhardt. Die Mitglieder seien „die starke Basis, der Rückhalt auch in turbulenten Zeiten“, betonte Lissau: „Sie verleihen unserer gesellschaftspolitischen Stimme als Verband Gewicht und Relevanz. Deshalb danke ich besonders denen, die schon seit Jahrzehnten dabei sind und für die Werte der AWO einstehen.“